Bericht über den Besuch des Trostraums St. Josef

Ausflug im Rahmen der Sommerkirche

Grabeskirche RY (c) J23
Datum:
Fr. 17. Juli 2020
Von:
BK

Ein besonderer Ausflug war der am 14. Juli zum Trostraum St. Josef in Rheydt. Speziell für mich war er deshalb besonders, weil es der Besuch meiner Heimatkirche war, in der ich u. a. zur Erstkommunion gegangen bin, die Firmung empfangen und als Messdiener die ersten Schritte innerhalb einer katholischen Pfarrgemeinde getan habe. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Trostraum gab ich einen kurzen Einblick zu meiner Heimatstadt: Rheydt war nach dem 2. Weltkrieg bis zum Jahr 1974 selbstständig. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte Rheydt ca. 100.000 Einwohner und zählte damit zu den Großstädten. Der Höhepunkt der 50er und 60er Jahre war der über die Grenzen der Stadt hinaus beliebte Blumenkorso. Mit einher ging damals der Begriff des blühenden, schaffenden Rheydt. 1974 wurden die beiden Städte Mönchengladbach und Rheydt zusammengelegt.

Wir spazierten die Keplerstraße hinunter, bis wir zu der wie auf einer Insel gelegenen ehemaligen Pfarrkirche St. Josef gelangten. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gab es dort eine sehr lebendige Pfarrgemeinde. Ähnlich wie auch andernorts ging dann langsam das pfarrgemeindliche, volkskirchliche Leben zurück. Dabei war es für manche Gemeindemitglieder schmerzlich diese starke Veränderung ihrer Quartierskirche mit ansehen zu müssen. Die von 1903 bis 1905 im Stil der Neugotik erbaute Kirche wurde 2016 im Rahmen des kirchlichen Immobilien Managements nach 3- jähriger Umbauzeit in eine Grabeskirche, in ein Kolumbarium, verwandelt.

Am Hauptportal angekommen, wurden wir von meiner Kollegin Gemeindereferentin Ute Errens herzlich begrüßt. Sie wirkt hier im Trostraum St. Josef seit etwa 5 Jahren als Seelsorgerin.

Als wir den Kirchenraum betraten, schauten wir auf die Grabanlagen und kapellenartigen Nischen, die dem Raum eine neue Gliederung geben. Nicht nur im Längsschiff befinden sich Grabanlagen, sondern auch in der Nordkapelle, der Apsis und an den Seiten des Querschiffes. „Die Gräber sind inspiriert vom leuchtenden und intensiven Farbspiel der Bilder des Malers Chagall. So wird das Erscheinungsbild der Grabanlagen in erster Linie durch farbige Grabplatten aus Glas definiert, die zugleich ein Zitat an die lichtdurchfluteten Kirchenfenster sind. Die Motive … ergeben ein stimmiges Gesamtmotiv.“( Homepage Dr. Schrammen Architekten BDA GmbH & Co. KG, Mönchengladbach Grabeskirche St. Josef)

Jede Grabplatte ist ein Unikat. Die Platten sind in Rot- und Blautönen gestaltet. Dazu  kommen noch die Grabplatten, die in der Nähe der Orgelempore und in der Nordkapelle in Weiß, in Schwarz und in Grüntönen gehalten sind. Über 3000 Einzel- und Doppelurnengräbern bietet das Kolumbarium Platz. Es besteht die Möglichkeit, zwischen einer 12- und 20jährigen Ruhezeit zu wählen. Außerdem besteht die Möglichkeit nach Ablauf der Zeit zu verlängern. Mit dem Fußballbundesligisten Borussia Mönchengladbach wurde eine Kooperation geschlossen. Bestimmt Bereiche des Trostraumes werden für Borussia-Fans bereitgehalten. Der Innenraum des Querschiffs dient den Bedürfnissen der Hinterbliebenen. Der Sitzbereich ist für  Bestattungsgottesdienste, Gedenkfeiern, Gemeinde-Gottesdienste sowie zum Verweilen und Innehalten da.

Im Chor schauten wir auf den neuen Altar aus Stein, der den variablen Holzaltar abgelöst hat. Zwischen Zelebrations- und Hochaltar befindet sich ein Lettner in Form einer erlebbaren Lichtinstallation aus versetzt hängenden Metallröhren. Ute Errens wies auf die tiefere Bedeutung hin, dass sie Abschnitte des Trauerweges erfahrbar macht, in dem sich ‚Hindernisse‘ in den Weg stellen, die dadurch wieder neue Wege eröffnen. Rechts vom Chorraum befindet sich die Antoniuskapelle, die ebenfalls neu gestaltet ist. Hier können Kerzen für die Verstorbenen angezündet werden.

Am Ende der Führung stellten wir fest, dass es sich lohnen würde noch einmal zu kommen. Es gibt einfach viele Details zu bestaunen.

Auf dem Weg zum Rheydter Hauptbahnhof schloss uns meine Kollegin auch die Pfarrkirche St. Marien im Rheydter Zentrum auf. Die neu gestaltete Kirche ist ebenfalls in den letzten Jahren modernisiert worden. Uns bot sich eine helle, puristische, riesige Kirche, die zwar eine gewisse Kühle, aber auch eine sehr mystische Wirkung auf uns als Betrachter hatte. Ausdruckstark sind die zeitgenössischen Werke des Düsseldorfer Künstlers Bert Gerresheim. Beispielhaft sei die Pieta im Chor genannt. Schnell wurde klar, dass diese Kirche einen eigenen Besuch und mehr Zeit benötigte.

Am Ende einer eindrucksvollen Exkursion bedankten wir uns bei der Seelsorgerin Ute Errens für ihre engagierte Vorstellung der beiden Rheydter Innenstadtkirchen.

Bevor wir per Deutsche Bahn nach Krefeld zurückkehrten, genossen wir auf dem Marienplatz bei einsetzendem leichtem Regen einen Coffee ‚to stand by‘.